Australische Aboriginal Kunst
Sammlung Peter Kolb
 

Vorwort:

Seit Entstehung der Menschheit in Australien, werden in Höhlen, auf Felsen und auf dem Boden Zeichnungen und Bilder aufgetragen. In einigen Gebieten Australiens wurde – und wird noch immer – außerdem auf getrockneter Baumrinde gemalt.

Die Kunst der australischen Ureinwohner ist in Höhlen vor der Witterung zwar einigermaßen geschützt, auf nacktem Fels jedoch, ebenso wie auf dem Boden, sind die Kunstwerke innerhalb kürzester Zeit verschwunden. Rindenmalerei beispielsweise überdauert nur so lange, bis das trockene Holz zerbröselt ist.


Einführung:

Vor nun mittlerweile 20 Jahren reiste ich zum ersten Mal nach Australien. Neben der Weite und der Schönheit des Landes zog mich dort sofort die alte Kultur der Aborigines in ihren Bann. Damals wusste ich so gut wie nichts über diese Kultur, aber ich spürte, dass sie etwas ganz Außergewöhnliches ist.

Langsam begann ich, mich für die Menschen und deren Kultur und insbesondere für die Kunst der Aborigines zu interessieren. Auf zahlreichen weiteren Reisen gewann ich einen immer größeren Eindruck von der Tradition und dem ursprünglichen Leben der Ureinwohner. In Alice Springs (Zentralaustralien) habe ich viele Künstler persönlich kennengelernt. Die Kunst der Menschen aus der australischen Wüste sprach mich unmittelbar an, und nach und nach entdeckte ich die Doppelfunktion der Bilder: einerseits „moderne Kunst“, andererseits „Geheimnisse mit tausendjähriger Tradition“. Diese einmalige Vielseitigkeit zog mich magisch an und ich versuchte herauszufinden, wie diese Kunst entstanden ist.


Entstehung:

Im Jahre 1971 unterrichtete der Kunsterzieher Geoffrey Bardon in dem kleinen Ort Papunya Tula, nördlich von Alice Springs. Er beobachtete die alten Männer des Ortes dabei, wie sie mit einfachsten Mitteln und Naturfarben komplizierte Bilder auf den Boden malten. Geoffrey Bardon gelang es, diese Stammesältesten davon zu überzeugen, mit handelsüblicher Farbe die Wände der öffentlichen Gebäude des Ortes zu bemalen. 

Die Gemälde verfügten nicht einfach nur über eine „Ornamentik“, sondern jedes einzelne hatte seine ureigenste Geschichte. Bei der Erstellung der Bilder wurde häufig diese Geschichte erzählt oder aber das Bild wurde „gesungen“. 

Geoffrey Bardon besorgte Acryl-Künstlerfarben und Malgründe, und nun wurde auch auf diesen Malgründen mit den Farben der westlichen Welt gemalt. So kam es, dass die Bilder haltbarer wurden und auch außerhalb der Siedlungen der Aborigines gezeigt werden konnten. Aus diesen Anfängen entwickelte sich eine der beeindruckendsten  Kunstrichtungen der Welt. 

Drei Bilder aus dieser „Frühzeit“ sind auf der Seite zu sehen.


Stilrichtungen:

Grundsätzlich unterscheidet man bei der Malerei aus Zentralaustralien zwischen Bildern, die auf „Körpermalerei“ („Bodypainting“) zurück zu führen sind und denen, die „Geschichten“ („Stories“) erzählen.

Beim Bodypainting wird der menschlich Körper zu bestimmten Anlässen mit Naturfarben bemalt. Die Zeremonie des Bemalens ist oft ein langer Prozess. Mit verschiedenen Farben werden Symbole und Zeichen, die im Zusammenhang mit dem entsprechenden Anlass stehen, auf den Körper einer Person aufgetragen. Auf den Gemälden der KünstlerInnen ist ein kleiner Ausschnitt dieses Gesamtkunstwerkes dargestellt.

Drei „Bodypainting“-Bilder sind auf dieser Seite zu sehen.

Bei den „Story-telling“-Bildern werden sowohl kleine als auch große Geschichten in Form von Malerei „erzählt“. Komplexe Bilder können oft ganze Mythen enthalten, kleinere Bilder bestehen meist aus Ausschnitten oder einzelnen Themen einer größeren Geschichte. Zumeist werden aber nur wenige Geheimnisse preisgegeben. 

Die Künstler stehen zu Ihrer Tradition, die sich vor Tausenden von Jahren gebildet hat. Diese Tradition verlangt, dass das Wissen um eine Sache oder ein Geheimnis nur unter speziell dafür ausgebildeten Menschen (Stammesmitgliedern) weiter gegeben werden darf. Und nur bestimmte Menschen dürfen zu bestimmten Zeiten in die Geheimnisse der Überlieferungen eingeweiht werden. Dies kann mit dem Lebensalter, mit den Jahreszeiten oder mit vielen anderen Gründen zusammenhängen. 

Die australischen Aboriginal-Künstler achten sorgfältig darauf, welche Informationen und welches Wissen sie den „Weißen Menschen“, also den nicht-aboriginal Menschen, vermitteln. So, wie auch Aborigines nicht alles Wissen auf einmal mitgeteilt bekommen, ist es vor allem das Misstrauen der Künstler „Weißen“ gegenüber, welches sie davon abhält, zu viele Mythen zu offenbaren. „Nicht“-Aborigines, so wie ich, haben deshalb kaum oder gar keinen Zugang zu den Geheimnissen, die sich in diesen Bildern verbergen. Das macht diese Kunst für mich umso faszinierender.

Der größte Teil meiner Sammlung besteht aus „Story-telling“ Bildern. Bei einigen Bildern gelang es mir, von den Künstlern einige Hinweise auf den Inhalt zu erhalten. Andere Bilder wiederum erschließen sich von alleine. Viele jedoch geben ihren Inhalt, ihre Geschichte, nicht preis. Da jedoch schon die ästhetische Dimension der Bilder ausreicht, eine große Faszination zu erzeugen, hat mich dies nie gestört. Umso besser zu wissen, das jenseits der Form auch noch ein (versteckter) Inhalt vorhanden ist.

Drei Bilder stammen von Clifford Possum, dem wohl berühmtesten Maler Australiens.

Die Malerei war anfänglich nur den Männern vorbehalten. Die australische Aboriginal Kultur war streng getrennt in „Mens-business“ und „Womens-business“. Frauen stellten Kunsthandwerk her wie Körbe, Taschen oder Tücher, auch Batikarbeiten auf Stoff wurden von Ihnen oft gestaltet. Eine der führenden Batikkünstlerinnen war Emily Kame Kngwarreye, Sie war die erste Frau, die sich über das Männergebot hinwegsetzte und mit Acrylfarben auf Leinwand malte. Schnell erlangte sie auf Grund Ihrer Bildsprache eine internationale Berühmtheit. So vertrat sie zum Beispiel Australien auf der Bienale in Venedig. Ihre Kunst ist dem „Story-telling“ angelehnt, geht aber weit darüber hinaus. Sie sprengte mit Ihrer Malerei die Tradition und emanzipierte sich als ganz eigenständige Künstlerin.

Von Emily Kame Kngwarreye sind vier Gemälde auf dieser Seite zu sehen.

Parallel zu der Malerei mit Acrylfarben blieb im Norden Australiens, in Arnhem Land, östlich von Darwin, die Malerei mit Naturfarben auf Baumrinde bis heute erhalten. Diese Malerei unterscheidet sich von der zentralaustralischen Malerei dadurch, dass sie oftmals viel gegenständlicher ist. So werden zum Beispiel auch Tiere und Pflanzen gemalt, aber nicht in naturalistischer Manier, sondern oft in sog. „Röntgentechnik“, d.h., das Innenleben der Tiere wird dargestellt.

Auch von dieser Kunstrichtung habe ich vier Werke von unterschiedlichen KünstlerInnen. Sie sind ebenfalls auf dieser Seite  zu sehen. 

Am Ende der Übersicht befinden sich 10 Bilder in dem Format 38 cm x 46 cm. Hier haben 10 Künstlerinnen und Künstler eine kleine Kostprobe ihres Stils gezeigt. Diese 10 Bilder sind als eine Einheit zu verstehen. 

Diese Web-Seite soll allen Interessierten einen kleinen Einblick in die Kunst der australischen Aborignal Künstler geben. 


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